Youngster Yannick Günzel spricht
“Die 4. Liga ist immer Kampf”
Das große Wacker-Interview mit Yannick Günzel
Von der Isar an die Zorge: Seit der Sommerpause verstärkt Yannick Günzel die Regionalliga-Fußballer des FSV Wacker 90 Nordhausen. Der 20-Jährige hat sich über die Monate einen festen Platz im Team von Trainer René van Eck erarbeitet. Im Interview spricht der Außenverteidiger mit Sandra Arm über seinen Wechsel von München nach Nordhausen, seine Position und die 4. Liga.
Du bist in der Sommerpause nach Nordhausen gekommen. Hast du dich schon etwas einleben können?
Ich habe mich schnell eingelebt. Mit den anderen Spielern verstehe ich mich gut. Wir unternehmen abseits des Fußballs fast täglich etwas miteinander. Ich kenne mich schon aus in Nordhausen. Die Stadt ist ja nicht allzu groß (lacht).
Es war dennoch ein großer Schritt für dich. Wie hast du den Wechsel erlebt?
Am Anfang war es schon eine große Umstellung, weil hier in Nordhausen fast nichts los ist. Das kenne ich aus München nicht. Aber, ich bin nach Nordhausen gekommen um Fußball zu spielen und nicht um etwas anderes zu machen.
Was hat dich zum Wechsel von München nach Nordhausen bewogen?
Ich kenne Mauri (Maurizio Gaudino) von früher, weil ich mit seinem Sohn zusammenspielte. Für mich hat es bei den Bayern keinen Sinn mehr gemacht. Deswegen habe ich mir eine neue Aufgabe gesucht. In Nordhausen wollten sie mich unbedingt haben.
Gibt es etwas, was du an Nordhausen besonders schätzt?
Der große Unterschied ist, dass du mehr mit deinen Mannschaftskollegen unternehmen kannst, weil wir viel enger zusammen wohnen. Das war in München nicht so. Wir gehen oft Essen, spielen abends Playstation oder treffen uns, wenn die Champions League läuft und schauen gemeinsam.
Was bedeutet für dich Heimat?
Für mich wird immer München die Heimat sein, weil dort meine Familie und Freunde leben. Da wo meine Familie ist, ist wahrscheinlich meine Heimat.
Wie würdest du die Situation in Nordhausen bezeichnen?
Das ist hier mein Beruf, meine Berufsstelle. Ich bin hier, weil ich Fußball spielen will und nicht, um hier alt zu werden.
Hast du dir das so vorgestellt?
Ich hatte mir erhofft, dass wir mehr Erfolg haben. Mauri hat mir erzählt, dass es eine kleine Stadt ist. Es gibt hier alles – Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und schöne Wohnungen. Ich habe mir keine Metropole vorgestellt.
Mit welchen Vorstellungen bist du überhaupt nach Nordhausen gekommen?
Dass wir viele Spiele gewinnen und um die Meisterschaft mitspielen. Das war meine Vorstellung und meine Hoffnung.
Mit Daniel Hägler und Lucas Scholl seid ihr hier nun schon drei aus dem Bayern-Nachwuchs. Habt ihr zu euren anderen Ex-Mitspielern noch Kontakt?
Zu einigen schon, aber nicht zu allen. Meistens wird geschrieben, wir telefonieren auch gelegentlich mit ihnen. Wenn es klappt und wir am Wochenende mal zwei Tage frei haben und in München sind, dann unternehmen wir auch mal was zusammen.
Ist Wacker dann auch ein Thema?
Sie erkundigen sich bei uns, wie es läuft, ob wir spielen und ob alles in Ordnung ist.
Was erzählst du ihnen?
Dass ich mehr zu den Stammspielern gehöre und dass es von Anfang an ein bisschen kriselt, aber hier immer noch der Umbruch stattfindet und es schwierig ist.
Kommt denn jetzt noch ein Bayer nach Nordhausen?
Das weiß ich nicht (lacht).
Du hast dir über die vergangenen Monate einen Stammplatz im Team erarbeitet. Wie viel Selbstvertrauen gibt dir das?
Natürlich ist man stolz auf sich, dass man das geschafft hat. Es ist nicht selbstverständlich, nur weil man vom FC Bayern München kommt. Es war auch nicht einfach für mich. Es gibt mir die Kraft weiter zu arbeiten, zu trainieren und Vollgas zu geben.
Fühlst du dich auf der Position des Außenverteidigers wohl?
Ja, sie ist eine meiner Lieblingspositionen.
Wie sieht es mit der Konkurrenz auf deiner Position aus?
Ein Konkurrent ist Kevin Schulze. Seit der neue Trainer da ist, zählt noch Nestor (Djengoue) dazu. Er war zuletzt im Punktspiel gegen Neugersdorf gesperrt. Schulle (Kevin Schulze) rückte in die Innenverteidigung, er musste für Pierre Becken einspringen, der Probleme mit dem Oberschenkel hatte.
Zuletzt stand in den Spielen gegen Meuselwitz und Neugersdorf hinten die Null. Das sollte euch doch Auftrieb für die kommenden Spiele geben.
Natürlich – als Abwehrspieler ist es immer das erste Ziel, zu Null zu spielen. Wenn man das schafft, dann hat man schon mal nicht verloren.
Nach dem Pokalspiel gegen Meuselwitz warten zwei weitere Heimaufgaben gegen Babelsberg (Mittwoch, 29. März) und Auerbach (Samstag, 1. April). Wie ist es für dich vor heimischer Kulisse aufzulaufen?
Das ist immer schön. Da spart man sich die anstrengenden Fahrten. Und ich hoffe, dass das Stadion voll wird.
Regionalliga Bayern und Nordost: Worin unterscheiden sich die Staffeln?
Für mich ist die Regionalliga Nordost stärker. Auch durch die Berliner Mannschaften mit den ehemaligen Hertha-Spielern. Ich glaube, dass in dieser Liga die Vereine etwas mehr Geld haben und die Bedingungen besser sind.
Und vom kämpferischen her?
Die 4. Liga ist immer Kampf. Das macht keinen Unterschied, ob du in Bayern spielst oder hier.
Wer hat bei dir die Leidenschaft für das Fußballspielen entfacht?
Mein Papa, er hat früher selbst Fußball gespielt. Mein drei Jahre älterer Bruder war im Verein. Er hat mich zum Training mitgenommen und ich habe dort einfach mitgespielt.
Gab es für dich nie eine Alternative zum Fußball?
Ich bin so aufgewachsen. Mit sieben Jahren bin ich zum FC Bayern München, ich hatte nur Fußball. Gut nebenbei habe ich noch die Schule abgeschlossen – das war es dann auch.
Wie würdest dich als Spielertyp beschreiben?
Ich bin kein Techniker oder Feinmotoriker wie beispielsweise Lucas Scholl oder Nils Pfingsten-Reddig. Ich sehe mich eher als Arbeiter und Läufer, der auch mal dazwischen hauen kann – eher der Kämpfer.
Wo siehst du deine Stärken, wo deine Schwächen?
Defensiv bin ich stärker als offensiv. Meine große Stärke ist, dass ich viel laufen kann. Das haben schon damals alle meine Trainer gesagt, dass ich eine Laufmaschine bin.
Die Saison verlief sehr unruhig. Angefangen vom Trainerwechsel, über die Krankheit von Präsident Nico Kleofas bis hin zum neuen Trainer René van Eck. Für einen jungen Spieler wie dich sicherlich keine einfache Situation?
Das habe ich auch noch nie so erlebt und es war nicht einfach für mich und die Mannschaft. So langsam stabilisiert sich die Situation unter dem neue Trainer. Und jetzt geht es hoffentlich wieder bergauf und wir können an die guten Ergebnisse anknüpfen.
Was ist René van Eck für ein Trainertyp?
Er ist ein richtig netter Trainer, der aber auch mal ordentlich laut werden und auf den Tisch klopfen kann. Er arbeitet sehr viel mit dem Ball. Das mag ich lieber als irgendwo im Wald herumzulaufen. Das hat er bisher noch nicht gemacht und es wird hoffentlich nicht mal ein Straftraining (lacht).
Was ist im Heimspiel gegen Babelsberg möglich?
Im Hinspiel haben wir 2:0 gewonnen. Das war ein sehr anstrengendes Spiel. Vor allem in der erste Halbzeit haben wir ein gutes Spiel gezeigt. Ich hoffe, dass wir erneut gewinnen. Wenn wir alles raushauen, die individuellen Fehler abstellen, als Mannschaft kompakter und geschlossener werden, dann können wir auch gegen Babelsberg gewinnen.
Wie geht das Spiel gegen Babelsberg aus?
Wenn nicht noch viele im Nachgang des Pokalspiels ausfallen, dann schaffen wir ein 2:0.
Warum sollten die Zuschauer am Mittwoch und Samstag in den AKS kommen?
Weil wir einen guten Aufwärtstrend haben und gewinnen wollen.