Wissen Sie noch?
Wacker I
Wissen Sie noch?
Erinnern wir uns kurz vor dem Pokalspielbeginn gegen Rot-Weiß Erfurt nochmals an einige Höhepunkte der Pokalvergangenheit, dann kann jeder Wackerfan ins Schwärmen geraten.
Ja, das darf man wohl noch, auch wenn es lange, lange her ist. Märchenhaft war das allemal, was der FSV Wacker 90 Nordhausen in den Neunzigerjahren (jeder Bezug zur Zahl im Vereinsnamen ist rein zufällig) in der Pokalgeschichte Thüringens vollbracht hat. Kurz vor dem erneuten Pokalspiel mit dem FC Rot-Weiß Erfurt um 16.30 Uhr wollen wir uns trotzdem erinnern, was daran so schön war.
Zunächst die Fakten:
Wackers Landespokal-Endspiele der Neunzigerjahre
1991/92: Wacker Nordhausen – Wismut Gera 2:1
1995/96: Wacker Nordhausen – Rot-Weiß Erfurt 1:0
1996/97: Wacker Nordhausen – Rot-Weiß Erfurt 3:2
1997/98: Wacker Nordhausen – Rot-Weiß Erfurt 1:4
1998/99: Wacker Nordhausen – Carl Zeiss Jena 1:3
Wacker stand in dieser Periode demnach fünf Mal im Finale, wie auch der FC Rot-Weiß Erfurt (außerdem 1993/94 und 1999/2000). Beide holten den Pott in dieser Zeit drei Mal und waren damit im Pokal auf Augenhöhe, wobei die Nordhäuser sogar zwei Siege gegen die Landeshauptstädter feiern konnten, während Erfurt nur 1997/98 über Wacker triumphierte – also leichter Punktvorteil für unsere Mannschaft.
Der erste Landespokal-Finalsieg gegen Wismut Gera in Gotha wurde durch zwei Treffer von Marco Weißhaupt entschieden. Ein paar Tage später wurde der Nordhäuser Doppeltorschütze von Rot-Weiß Erfurt verpflichtet. Übrigens gab es damals während des Spiels für Fouls noch Zeitstrafen. Als Wacker nur neun Akteure auf dem Feld hatte, erzielte Gera den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer.
Das i-Tüpfelchen folgte zwei Monate darauf: Wacker durfte erstmals am DFB-Pokal teilnehmen, erwischte als Amateurverein mit dem Bundesligisten 1. FC Köln aber einen Gegner, der mehrere Nummern zu groß war. Gegen die mit großen Namen und Nationalspielern antretenden „Geißböcke“ (u.a. Illgner, Littbarski, Ordenewitz, Held, Flick, Rudy) hielt Wacker lange Zeit gut mit, erst kurz vor der Pause fiel das 0:1. Am Ende setzte sich Köln klar mit 8:0 vor fast 8000 Zuschauern durch.
Am 28. Mai 1996 standen die Männer von Klaus-Dieter Koschlick wieder im Landespokalfinale. In Sondershausen wurden den favorisierten FC RW Erfurt von Wacker durch einen Treffer des Kapitän René Kiel in der 82. Minute aus allen Wolken gerissen. Rot-Weiß hatte mehr vom Spiel, Wacker aber den Pokal. Nach diesem zweiten Landespokaltitel dürfte sich der korrekte Namen unseres Vereins dann bestimmt herumgesprochen haben, denn auf der Eintrittskarte fehlte noch etwas.
So standen die Nordhäuser wenig später erneut einem Erstligisten der Bundesliga im DFB-Pokal gegenüber – den Münchener Löwen (TSV 1860). Zur Halbzeitpause hielt Wacker ein ehrenhaftes 1:1-Unentschieden, bevor sich nach einem Feldverweis zum Ende des Spiels die Gäste mit 5:1 durchsetzen konnten – sehr zur Freude von Präsident Wildmoser. Das ansprechende Auftreten der Wackeren führte ein Jahr später wohl mit zu den Wechseln von Trainer Koschlick, Guido Gorges und Frank Schneider – natürlich zu 1860 München.
Im gleichen Spieljahr erreichte Wacker zum dritten Male das Landespokalfinale. Gegner am 30. Mai 1997 waren erneut die Erfurter, jetzt mit Marco Weißhaupt in ihren Reihen. Anfangs sah es auch so aus, als wollten die „bunt gefärbten“ Blumenstädter Revanche für die Vorjahresblamage nehmen. Doch nach 56 Minuten führten die nun von Fritz Bohla trainierten Nordhäuser 3:0. Trotz Unterzahl reichte es am Ende zum 3:2-Pokalsieg in Heldrungen vor ausrastenden Rot-Weiß-„Fans“.
Die dritte DFB-Pokal-Teilnahme bescherte den Wackeren im August 1997 erneut ein Traumlos: Hamburger SV. Die Zuschauer sahen keinen großen Klassenunterschied . Auch HSV-Coach Frank Pagelsdorf war von der Nordhäuser Spielweise angetan und sprach anschließend von einem schwer erkämpften Sieg in einer Partie, die fast eine Überraschung gebracht hätte. 3:1 gewann der Bundesligist am Ende nach einem Schlussspurt in der letzten Viertelstunde.
Seit jenem Tag wartet Wacker auf einen erneuten Pokalfinalsieg, der in den beiden Folgejahren 1998 und 1999 ausblieb; denn die Endspiele gegen Erfurt und den FC Carl-Zeiss Jena wurden verloren. Ob die Zeit schon wieder reif ist für einen Nordhäuser Paukenschlag im Pokal, wird der heutige Nachmittag zeigen.
K. Verkouter