“Wir sind gut und drauf und werden weiter punkten”
Ex-Profi Dietmar Demuth coacht die Leipziger Chemiker
Der gebürtige Querfurter Dietmar Demuth spielte knapp zwei Jahrzehnte in der Bundesliga, war für St. Pauli, Leverkusen und Kickers Offenbach aktiv, ehe er seine Trainerlaufbahn begann, die ihn von St. Pauli über Braunschweig, Chemnitz und Berlin schließlich 2016 zur BSG Chemie brachte. Die Leipziger führte der 63-jährige Coach gleich zur Sächsischen Landesmeisterschaft und in der Spielzeit darauf schaffte er mit Chemie den Durchmarsch in die Regionalliga. Wie er seinen Verein und die Chancen gegen Wacker einschätzt, lest ihr in diesem Interview
Chemie befindet sich erwartungsgemäß als Aufsteiger im Abstiegskampf und gehört zu den Vereinen, die schon die meisten Spiele in der Liga absolvieren konnten. Wird das in den letzten Wochen ein Vorteil für ihr Team werden?
Es besteht leider immer die Gefahr, dass die Tabelle durch die vielen Ausfälle verzerrt ist, aber für Mannschaften wie unsere, wo die Spieler unter der Woche arbeiten gehen, ist es natürlich von Vorteil, nicht so viele Nachholer mittwochs zu haben.
Der NOFV bläst die Saison am 12. Mai ab und legt eine dreimonatige Sommerpause für die Regionalliga ein. Was halten sie davon?
Ich halte es für angebracht, mehr Spiele in die Sommerzeit zu verlegen und in den besten drei Fußballmonaten mehr zu spielen. In der Bayern-Liga wird das schon praktizieret. Da müsste man hier auch mal drüber nachdenken, um den vielen Unwägbarkeiten im Winter zu entgehen.
Chemie hat sich in der Winterpause noch einmal verstärkt und mit Pierre Merkel bspw. einen neuen Stürmer geholt. Warum spielt eigentlich ihr Aufstiegsheld und Goalgetter Tommy Kind so selten?
Es ist immer schwierig, eine Klasse höher die gleiche Leistung zu bringen. Das ist eine Mammutaufgabe und der Verein hat das zum Saisonanfang etwas unterschätzt. Jetzt haben wir nachjustiert und auf einige Dinge reagiert. Tommy hat anfänglich nicht getroffen und das nagt am Selbstvertrauen. Nach dem Tor jetzt gegen Meuselwitz bekommt er hoffentlich wieder richtig die Kurve.
Bei Chemie hat der Aufstieg im letzten Sommer viel Euphorie ausgelöst. Was passiert in Leutzsch, wenn die Klasse nicht gehalten werden kann?
Wir sind zweimal aufgestiegen, das war sehr gut, aber wir kennen auch unsere Möglichkeiten und wussten, was uns erwartet. Wir versuchen alles, um die Liga zu halten, werden den Verein aber in keine finanziellen Gefahren bringen. Es soll kontinuierlich weiter gearbeitet werden. Die Fans wissen das und gehen diesen Weg mit.
Sie selbst haben einen Vertrag bis zum Saisonende. Könnten Sie sich ein weiteres Jahr Oberliga mit Chemie vorstellen?
Ja, ich will schon bei Chemie bleiben und habe mit dem Präsidenten langfristige Absprachen. Auch für die Oberliga, aber daran verschwende ich keinen Gedanken, weil wir in der Regionalliga bleiben werden.
In Leipzig gibt es mit den beiden alteingesessenen Vereinen Lok und Chemie viel Fußballtradition und Rivalität. Wie empfinden Sie persönlich die Situation und ist sie vergleichbar mit der zwischen dem HSV und St. Pauli?
Rivalität ist immer gut, wenn sie im Rahmen bleibt. Es gibt schon die Frotzeleien zwischen den Clubs, aber das gehört halt dazu. Nur friedlich muss es sein. In Hamburg war das ähnlich, aber auch zwischen Offenbach und Frankfurt bspw. kennt man eine solche Rivalität.
Heute sind Sie klarer Außenseiter in Nordhausen. Warum gelingt Ihrem Team trotzdem ein Punktgewinn?
Weil wir gut drauf sind, uns ordentlich verstärkt haben und in den letzten Spielen viel Selbstvertrauen getankt haben. Wir sind gut eingespielt und glauben an uns, deshalb werden wir weiter punkten.