„Wir haben die zweite Halbzeit gewonnen!“
„Wir haben die zweite Halbzeit gewonnen“ sagte Torsten Klaus unmittelbar nach Spielende. Doch, in diesem Fall muss man „leider“ sagen, dauerte dieses Fußballspiel 90 Minuten. Unsere U23 unterliegt FC International Leipzig über die volle Distanz hauchdünn mit 1:2. Dieser Punkteverlust mutet deswegen so schmerzlich an, weil er einfach unnötig war. Sicherlich hat die Klaus-Elf den Leipzigern im ersten Durchgang Spiel und Platz überlassen, aber aufgrund der bärenstarken zweiten Halbzeit mit dem größeren Chancenplus an hochkarätigen Möglichkeiten wäre den Wackeren ein Remis auch gegönnt gewesen. „Der Sieg war dann doch glücklich“ sagte Inter-Pressechef Holger Herzberg nach dem dreifachen Punktgewinn seiner Mannschaft. Herzberg erkannte neidlos an, dass „eure Jungs stark gekämpft haben!“ Aber der Reihe nach. Schiedsrichterin Miriam Schweinefuß aus Rieder im Harz war am Weltfrauentag mit der Leitung der Oberligapartie zwischen unserem FSV Wacker 90 Nordhausen II und dem FC International Leipzig betraut. Sie und ihr Assistenten-Gespann Wesemann/Kawitzke sollten in einer turbulenten zweiten Halbzeit jede Menge strittiger, grenzwertiger Situationen zu bewerten haben. Der Tabellenfünfte aus der Sachsenmetropole begann zwingend und hatte in der Anfangsviertelstunde gleich zwei Lattentreffer durch Sindik und Shoshi. Wackers Zweite im doppelten Aluminiumglück. Der ehemalige kosovarische U21-Nationalspieler Arlind Shoshi genoss sichtlich seine Freiheiten und schloss wenig später eiskalt zur Gästeführung ab. Die Internationalen hatten das Spiel fest im Griff.
Sindik verfehlte nach Zuspiel des quirligen Misaki den Kasten nur knapp. Wenig später stellte der wieselflinke Shoshi erneut seine Torjägerqualitäten unter Beweis. Inter Leipzig lag nach 30 Minuten mit 2:0 in Front. Und die Hausherren? Von denen war bislang wenig bis nichts zu sehen. Der erste nennenswerte Torschuss datierte aus der 35. Minute, als Polotzek das Runde in die zweite Etage beförderte. Die Klaus-Elf blieb im ersten Durchgang weit unter ihren Möglichkeiten und war mit den zwei Gegentoren an sich noch gut bedient. Kurz nach dem Seitenwechsel verhinderte Lukas Ortlepp das dritte Leipziger Tor auf der Linie (47.) „Ich habe nur meinen Job gemacht und der war in dieser Situation extrem wichtig für uns als Mannschaft. Nur so konnten wir es am Ende nochmal spannend machen“ sagte der Retter in höchster Not. In der Tat wäre das 0:3 die frühe Vorentscheidung gewesen. Trotz des zeitgleich ausgetragenen Rückspiels im EHC-Cup zwischen dem Thüringer HC und RK Podravka Vegeta in der Wiedigsburghalle waren 115 Zuschauer ins Stadion gepilgert, die nun eine willensstarke Heimmannschaft zu Gesicht bekamen. Unsere U23 biss sich in die Partie hinein, Paul Kirchner sorgte in der 52. Minute für den vielumjubelten Anschlusstreffer. „Ich habe nur das getan, was der Trainer verlangt hat“ so Wackers Torschütze. „Die Ecke sollte auf den kurzen Pfosten kommen, ich sollte auf den kurzen Pfosten einlaufen und das Ding reinmachen!“ Klingt ja einfach, aber gerade die einfachen Dinge scheitern oftmals vor der Kiste. Inter Leipzig schien vom 1:2 beeindruckt. Das Geschehen auf dem Grün nahm in der Folge nicht nur an Intensität zu, auch kleine Nickligkeiten sollten für unnötige Hektik und Emotionsausbrüche auf und neben dem Platz sorgen.
In der 61. Minute machte Kirchner beim Verteidigen des Balles im eigenen Strafraum Bekanntschaft mit dem Ellenbogen eines Leipzigers. „Zu der Situation kann ich eigentlich gar nichts sagen. Ich weiß nur noch, dass ich den Schlag mit dem Ellenbogen abbekommen habe und das mir jemand ins Gesicht geschaut hat, als ich am Boden lag“ erklärte der Nordhäuser Angreifer, der mit einem blutenden Cut über der rechten Augenbraue kurzzeitig behandelt werden musste. Inter Leipzig sah sich gehörig unter Druck, lediglich Shoshi blieb immer für eine Überraschung gut und prüfte Treiber noch zweimal ernsthaft. Die klareren Chancen hatte allerdings unsere U23, die seit dem Krieschow-Spiel auch von B-Lizenz Trainer Waldemar Rull unterstützt wird. Polotzek mit Doppelpech, der zwei Hundertprozentige nicht im Leipziger Kasten unterbrachte. „Das hätte der Ausgleich sein müssen! Ich denke, mit etwas mehr Glück und Entschlossenheit hätte der Ball im Netz gezappelt“ meinte der Unglücksrabe. Die Gästeführung wackelte bedenklich, doch sie behielt bis zum Abpfiff Bestand. Unser Torschütze Paul Kirchner stellt abschließend fest: „Ich war glücklich darüber, endlich mal wieder ein Pflichtspiel zu haben und dann auch gleich zu treffen. Es ist natürlich schade, dass es am Ende nicht zu einem Punkt gereicht hat. Die Jungs haben, vor allem in der zweiten Halbzeit, riesig gespielt! Und das gegen eine Mannschaft, die im Landespokal mit Zwickau einen Drittligisten rausgehauen hat! Auf diese zweite Halbzeit kannst du auf jeden Fall aufbauen und so wirst du auch – wenn du so weiterspielst – auf jeden Fall auch die Punkte holen! Ich bin stolz auf die Jungs, dass sie so eine zweite Halbzeit auf den Platz gebracht haben!“ Dieses sollte sich in den Köpfen unserer Spieler auf jeden Fall verfestigen! Am kommenden Wochenende geht`s für die Klaus-Elf zum direkten Duell gegen den Tabellennachbarn FC Oberlausitz Neugersdorf. Auf geht’s Wacker!
FSV Wacker 90 Nordhausen II: Lucas Treiber (TW, C), Pascal Köhler, Lukas Ortlepp, Fabian Stix, Lennart Liese, Richard Franz, Kai Polotzek, Anton König, Paul Kirchner, Bastian Seidel (75. Gabriel Edgar Schneider), Simran Dhaliwal.
FC International Leipzig: Julian Knoll (TW), Marek Langr (59. Iskander van Doorne), Arlind Shoshi (87. Denjel Muca), Dong-Min Kim (C), Christopher Sadamu Misaki (68. Aman Melkonyan), Marcelo Henrique Franceschi, Christos Iereidis, Patrick Hädrich, Lovro Sindik, Tzonatan Moutsa, Ugis Moncevics.
Tore: 0:1, 0:2 Arlind Shoshi (17., 30.), 1:2 Paul Kirchner (52.).
Zuschauer: 115
Trainerstimme:
Torsten Klaus (FSV Wacker 90 Nordhausen II): „Wir haben die erste Halbzeit teilweise verschlafen und es versäumt, die Zweikämpfe gegen diese körperlich robust auftretende Mannschaft anzunehmen sowie dagegenzuhalten. So gehen wir mit einem Rückstand in die Kabine, der auch deutlich höher hätte ausfallen können. Nach dem Seitenwechsel hatten wir uns vorgenommen, besser in die Zweikämpfe zu kommen, kontrollierter Fußball zu spielen und keine Hektik reinzubringen! Das haben wir so auch umgesetzt, was mich richtig stolz auf meine Mannschaft macht! Ich denke, dass ein Unentschieden gerecht gewesen wäre. Aber unser Manko ist aktuell die Chancenverwertung. Da müssen wir viel konsequenter werden und die Dinger auch kaltschnäuzig nutzen! Wir hatten gute Möglichkeiten, ein weiteres Tor zu erzielen. Das ist uns leider nicht gelungen, so dass wir eine bittere Niederlage hinnehmen mussten!“