Vorbericht RBL II mit Joe Albersinger
Vorbericht RBL II mit Joe Albersinger
Das Wetter wird gut, Wacker spielt attraktiven Fußball, der Gegner will sich nicht verstecken, wir erwarten das erste Tor von „Toni“ Sailer und der Anstoß ist so zeitig (13.30 Uhr), dass die Wacker-Fans nicht beim Mittagsabwasch helfen müssen. Ideale Bedingungen also!
Wacker-Trainer Joe Albersinger ist kein Mann großer Worte. Er lässt lieber Taten sprechen. Seine Spieler mögen die akribisch engagierte, aber stets unaufgeregte Art ihres Fußball-Lehrers. Inzwischen ist der Bayer „angekommen“ in Nordhausen und der Regionalliga Nordost. Wie aber steht er zur heiß debattierten Auseinandersetzung der Fußballfans großer Traditionsvereine mit denen noch größerer Kommerzvereine, von denen Wacker in der „Leipziger Woche“ zwei Exemplare bespielen muss?
Joe Albersinger muss nicht lange überlegen, ehe er antwortet: „Beides hat seine Berechtigung und ich sehe Red Bull durchaus positiv. Ich habe in Salzburg als Trainer hospitiert und die Arbeitsweise dort kennen gelernt. Traditionsvereine wie Lok sind auch sehr spannend, zuletzt war ich selbst bei einem in München (TSV 1860). Letztendlich muss jeder seinen eigenen Weg finden. Ich halte nichts davon, immer aufeinander los zu gehen.“
Nach dieser diplomatischen Antwort auf eine schwierige Frage interessierte uns, ob er als ehemaliger U23-Trainer eines Bundesligisten (Ingolstadt 04) denn genau weiß, wie solche Mannschaften wie RB II ticken?
„Das sind alles gute Jungs“, sagt Albersinger. „Dazu kommen die jungen Spieler aus dem Profikader. Alle sind technisch und taktisch bestens geschult. Es wird sehr gut gearbeitet in den Bundesligavereinen. Da ist es eine schwer zu lösende Aufgabe gegen die U23 von RB Leipzig zu spielen. Die U23-Spieler haben alle den Anspruch, erfolgreich zu sein und so schnell wie möglich den Sprung in den Profibereich zu schaffen.“
Und wie will der Wacker-Trainer als Taktikfuchs gegen eine solche Truppe spielen lassen?
„Wir haben eine klare Spielidee von permanenter Aktivität und eigenem Ballbesitz. An deren Umsetzung arbeiten wir täglich, um sie über 90 Minuten auf den Platz zu bekommen. Wir müssen uns eben immer weiter steigern.“
In der Regel ist das Zuschauerinteresse eines Regionalliga-Vereins bei Spielen gegen die „Bundesliga-Bubis“ nicht so groß wie gegen „normale“ Gegner. In der letzten Saison interessierten sich gerade mal 731 zahlende Zuschauer für den Auftritt gegen RB II. Wie beurteilt das der Nordhäuser Coach?
„Das ist sehr schade, denn die spielen meist einen frischen, attraktiven und offensiven Fußball, der gut anzuschauen ist. Für uns ist die Unterstützung unserer Fans immer äußerst wichtig. Die Mannschaft setzt alles daran, dass der Funke vom Platz auf die Zuschauer überspringt und wir gemeinsam ein tolles Erlebnis haben.“
Apropos tolles Erlebnis. Die Mannschaft besuchte am letzten Samstag das Altstadtfest. Mag der Übungsleiter Albersinger solche PR-Termine oder hätte er in der Zeit lieber seine Jungs trainiert?
„Nein, solche Termine sind enorm wichtig. Mannschaft, Verein und Präsidium zeigen so den Fans, dass sie etwas in der Region bewegen und Vertrauen zurückgeben wollen. Ich fand es toll, wie die Mannschaft von Hunderten von Leuten so begeistert aufgenommen und beklatscht wurde. Das stärkt uns zusätzlich in unserem Siegeswillen.“
Am Sonntag (14.8. um 13.30 Uhr) wird die jüngste Mannschaft der Liga (das Durchschnittsalter der „Jungbullen“ liegt bei 19,5 Jahren) im AKS erwartet. Auch der Trainer Robert Klauss ist mit 31 Jahren der deutlich jüngste seiner Kollegen. In einem Interview hat er versprochen den „spannendsten Fußball der Liga“ spielen zu wollen. Auf unsere Nachfrage präzisierte er das so: „Wir wollen mutig, schnell und dynamisch spielen und den Zuschauern immer ein offensives Spektakel bieten. Natürlich wollen wir dabei auch hinten sicher stehen. Wichtig ist es, ständig aktiv zu sein, das Spiel zu gestalten.“
Da sind es also schon zwei Teams am Sonntag, die das Spiel machen wollen. Im Wacker-Lager sieht man der Begegnung professionell gelassen entgegen. Joe Albersinger sagt: „Wir werden uns nicht am Gegner orientieren, sondern an unserem eigenen Stil arbeiten. Wir wollen unsere Fähigkeiten ausspielen und verbessern.“
In der Summe klingt das nach einem offensiven Spiel, in dem beide Parteien mit offenem Visier ihr Heil im Angriff suchen. Dort fehlen Wacker weiterhin zwei wichtige Stürmer. Sowohl Tino Semmer als auch Zafer Yelen sind noch nicht wieder fit. Die gute Nachricht ist aber, dass die Rasenballer im AKS nicht mit einer Vielzahl von Bundesliga-Profis auflaufen können, denn die sind im Trainingslager und haben sogar einige aus dem Kader der U23 dabei, verriet Robert Klauss.
Im Tor wird jedenfalls einer stehen, der vorige Woche in Cottbus einen Punkt festhielt und schon etwas über 23 Jahre alt ist. Benjamin Bellot verkörpert gleichzeitig das ganze Leipziger Dilemma. Der gebürtige Leipziger durchlief die Torwartschule des VfB bis zu dessen Pleite 2004 und wechselte dann zum FC Sachsen, bis der sich als Verein von der Welt verabschiedete. Nach seinem erneuten Wechsel wird er heute als RB-Talent bezeichnet.
Wie kann man sich vorbereiten, wenn niemand weiß, wer bei den U23-Teams aufläuft? „Wir stehen noch am Anfang der Saison und konnten noch nicht alle Gegner beobachten. Aber wir schauen uns Videos an.“
Über die Unterstützung der Profis in Ingolstadt im Aufstiegsjahr mit der U23
„Damals hatten wir einen Kader, der es aus eigener Kraft schaffen konnte. Es ging darum, die richtige Balance zu finden, sowohl die abgestellten Profis zu integrieren als auch die Ausbildung der Jungs zu forcieren.“