Donnerstag den Titelanwärter ärgern!
Wacker-Sehnsucht: Den Titelanwärter Jena richtig ärgern
Das blau-weiße Trikot des Fußball-Regionalligisten FSV Wacker 90 Nordhausen trägt Pierre Becken seit fast zwei Jahren. Zuvor war der 29-Jährige beim Ligakonkurrenten und momentanen Spitzenreiter FC Carl Zeiss Jena aktiv. Wie sich der Innenverteidiger nach Niederlagen wieder aufbaut und was er seiner Mannschaft im Thüringenduell gegen Jena zutraut, das verrät er im Interview mit Sandra Arm.
Zuletzt wurde insbesondere nach den beiden 0:2-Niederlagen gegen Auerbach und Luckenwalde viel geschrieben. Von der großen Ratlosigkeit war die Rede. Wie bewertest du die aktuelle Situation?
Pierre Becken: Das geht immer ein bisschen schnell. Wir sind nach der Winterpause eigentlich gut in die Spiele gekommen. Wir hatten eine Niederlage gegen Viktoria Berlin und ein Unentschieden gegen Meuselwitz, aber sonst alle Spiele gewonnen. Zudem sind wir ins Pokalfinale eingezogen, was ein großes Ziel von uns war. Jetzt haben wir zwei Spieler innerhalb von kürzester Zeit verloren. Dann gleich von einer großen Ratlosigkeit zu sprechen, das finde ich ein bisschen früh.
Wie schaffst du es, dich nach solchen Spielen wieder aufzubauen?
Pierre Becken: Das gelingt mit Erfolgen und fängt bereits im Training an. Ich bin jemand, der sehr kritisch mit sich selbst ist. Ich schaue, was ich hätte im Spiel hätte besser machen können und will mich im Training verbessern. Den anderen geht es da nicht anders. Man muss sich im Training ein gutes Gefühl holen, damit man im nächsten Spiel wieder erfolgreich ist, um eine Trendwende einzuleiten.
Ihr habt mit dem Auswärtsspiel in Bautzen die dritte englische Woche beendet. Das bedeutet Stress und wenig Zeit für Erholung. Drittligist Magdeburg setzt beispielsweise auf Yoga zur Entspannung. Auf was setzt ihr?
Pierre Becken: Wenn wir erfolgreich sind, dann gibt uns der Trainer mal einen Tag frei – auch in der englischen Woche. Das finde ich sehr gut. Aber sonst ist es bei uns so, dass jeder selbst seinen Weg sucht, wie er am besten damit klar kommt. Es sind auch einige Spieler dabei, die kleinere Beschwerden haben und dadurch mehr bei der Behandlung sind. Yoga oder so was mache ich jetzt nicht. Ich wüsste nicht, dass das einer von uns macht.
Auf was setzt du?
Pierre Becken: Ich bin einer derjenigen, der sich viel behandeln lässt. Gerade auch nach meiner Verletzung. Ich habe eine elektrische Rolle mit Vibration für meine Beine bekommen. Die tat mir persönlich gut.
Nach drei englischen Wochen, um wie viel Prozent ist der Akku noch gefüllt, um vor Ostern noch mal Vollgas zu geben?
Pierre Becken: Durch meine Verletzung war es mir nicht möglich, alle Spiele mitzumachen. Klar fehlen in einem Spiel mal ein, zwei Prozent, aber die große Müdigkeit ist bei uns noch nicht zu spüren. Zumal uns der Trainer zwischen den Spielen von der Trainingsbelastung sehr gut auf die kommenden Aufgaben wieder einstellt.
Am Gründonnerstag empfangt ihr Jena im Albert-Kuntz-Sportpark. Überrascht dich die aktuelle Situation des kommenden Gegners?
Pierre Becken: Diese Situation überrascht mich nicht. Ich kann es nur aus meiner Zeit in Jena so sagen, dass ich jetzt ein bisschen das Gefühl habe, dass mehr Ruhe eingekehrt ist. Diese Unruhen sind dort nicht mehr zu spüren. Das hat dem Verein unheimlich gut getan. Und deswegen stehen sie momentan zurecht da oben.
Gibt es noch Kontakt zu ehemaligen Spielern?
Pierre Becken: Ich stehe ab und zu mit Sören Eismann in Kontakt, ebenso mit Niclas Erlbeck mit dem ich gar nicht zusammengespielt habe. Etwas intensiver ist der Kontakt zum Torwart Raphael Koczor. Wir erkundigen uns gegenseitig, was bei dem anderen los ist. Ich höre manchmal auf seine Rat, gerade in solchen Situation wie jetzt nach den beiden Spielen (Auerbach und Luckenwalde). Andersherum ist es genauso, wenn er mich um Rat fragt.
Was gilt es gegen Jena in die Waagschale zu werfen, um das Spiel für euch positiv zu gestalten?
Pierre Becken: Wir haben mit Jena einen Gegner, der ein bisschen kommen muss. Jena wird das Spiel gewinnen wollen, um Verfolger Cottbus auf Abstand zu halten. Das wird uns jetzt zugutekommen, dass ein Gegner kommt, der uns bespielen und sich gegen uns was einfallen lassen muss. Klar müssen wir kämpfen. Es wird sicherlich ein ekliges Spiel mit viele Zweikämpfen, wo wir dagegenhalten müssen.
Ist das für dich trotzdem ein besonderes Spiel auf ehemalige Mitspieler zu treffen?
Pierre Becken: Ich bin jetzt mein zweites Jahr in Nordhausen. Wenn man ein paar Mal gegeneinander gespielt hat, dann gewöhnt man sich auch daran. Langsam bin ich kein Carl Zeiss-Spieler mehr, sondern gehöre zu Wacker Nordhausen. Wenn man sich irgendwann bei einem anderen Verein eingelebt hat, dann bin ich Nordhäuser und gehöre im Prinzip nicht mehr zu Carl Zeiss Jena.
Mit welchem Ergebnis wärst du zufrieden?
Pierre Becken: Ein Punkt wäre okay, aber ich möchte schon mal wieder gegen Jena gewinnen. Das ist uns jetzt noch nicht so richtig gelungen. Es wäre schön, wenn wir sie richtig ärgern könnten.