Abwehrhüne Robin Fluß im Interview

„Die Nervosität war schnell verflogen“

„Die Nervosität war schnell verflogen“

 

Robin Fluß räumte gegen Babelsberg ordentlich ab.

Im Heimspiel gegen den SV Babelsberg gab unser Abwehr-AllrounderRobin Fluß sein Startelf-Debüt im Regionalliga-Team. Im defensiven Mittelfeld ersetzte der 21-Jährige den verletzten Benjamin Kauffmann und hinterließ einen starken Eindruck. Bevor er nach Nordhausen kam, galt Robin beim Zweitligisten Dynamo Dresden als hoffnungsvolles Nachwuchstalent, bis er sich schwer verletzte und den Anschluss verpasste. Im Interview mit Sandra Arm sprach der gebürtige Freitaler über die schwierige Zeit, sein Profi-Debüt vor 24.000 Zuschauern und seinem ersten Startelf-Einsatz für die Blau-Weißen.

 

 

Robin, wie bewertest du dein Debüt gegen Babelsberg?

Ich wollte wenig Fehler machen, saubere Pässe und einfach spielen wie auch über Zweikämpfe ins Spiel finden. Das ist mir relativ gut gelungen.

Wann hast du erfahren, dass du in die Startelf rücken?

Das war in der Mannschaftsbesprechung, 45 Minuten vor Spielbeginn. Es war ein schönes Gefühl, auch wenn es etwas überraschend kam. Im gleichen Moment schaltet man schon wieder um, fokussiert sich auf das Spiel und überlegt, wie man welche Situation lösen kan.

Wie vertraut bist du schon mit den Abläufen im Mittelfeld?

Aus dem Training kennt man die Abläufe, aber im Spiel ist es doch noch einmal was ganz anderes. Ich habe mich gut gefühlt. Eine große Hilfe waren die erfahrenen Spieler wie Becks (Anmerk. Tobias Becker) und Jerome als Kapitän. Ich wusste, ich habe sie neben und hinter mir. Sie haben mich wie die gesamte Mannschaft super unterstützt. Die Sicherheit war da.

Dieser erste Einsatz muss dir wie ein Déjàvu vorgekommen sein. Bei Dynamo Dresden erfuhrst du auch sehr kurzfristig von deiner Nominierung.

Mein damaliger Trainer, Stefan Böger, hat es mir beim Spaziergang mitgeteilt. Das ist noch einmal was anderes. Ich war damals 18 Jahre, im Stadion waren 25.000 Zuschauer – es war mein Heimatverein.

Ging dir die damalige Situation nun erneut durch den Kopf?

Anfangs ein bisschen. Es war sogar eine fast ähnliche Situation. Ich habe vor meinem ersten Einsatz für Dresden nur wenig gespielt und war krank, als mich der Trainer einfach reingeworfen hat. In Nordhausen hatte ich bisher nur Einsätze in der 2. Mannschaft. Die Nervosität ist dann aber schnell verflogen.

Nach deinem Profidebüt (18. Oktober 2014) überschlug sich die Presse, schrieb von einem rotzfrechen, abgezockten Auftritt ohne Nervosität. Fast vier Jahre später, wo ist diese Unbekümmertheit geblieben?

Durch Verletzungen und Krankeit ging das Selbstvertrauen peu á peu nach unten. Aber ich hoffe, dass es nun langsam wieder mehr wird und ich zu Einsätzen im Regionalligateam von Wacker komme. Es muss auf jeden Fall noch was kommen, Schließlich ist das Haupziel mit der Mannschaft in der kommenden Saison aufzusteigen. Persönlich hat man als Spieler immer den Anspruch, oben zu stehen. Jetzt erstmal mit der 2. Mannschaft, dann folgt die Erste.

Du sprachst gerade Verletzungen und Krankheit an. Nach einer guten ersten Halbserie beim Zweitligisten kam der Rückschlag.

Ich habe mich am Knie verletzt, das Kreuzband war angerissen. Nach vier Monaten, als es mit dem Knie besser wurde, habe ich eine Herzmuskelentzündung bekommen. Das hat mich nochmals um zehn Monaten zurückgeworfen. Als junger Spieler ist das nicht einfach zu verkraften, aber ich bin froh wieder auf dem Platz zu stehen.

Benny Kauffmann hat mir in einem der vorherigen Interviews seine Leidensgeschichte erzählt. Es ist bewunderswert, wie auch du dich zurückgekämpft haben.

Als junger Spieler hat man außer Fußball und Schule nicht so viel Freizeit gehabt. Man hat in den Jahren sehr viel für und in den Fußball investiert. Man weiß, man möchte dort wieder hinkommen, wo man vor der Verletzung und der Krankheit stand.

Wie schaffst du das?

Mit Training. Natürlich gibt es auch die Phasen, wo man sich denkt, lohnt sich der Aufwand überhaupt noch? Durch solche Phase geht jeder Spieler einmal durch. Gerade nach Verletzungen und Krankheit. Für mich persönlich war wichtig, dass die Familie, die Freunde und der Verein hinter mir stanen. Wenn ich mich bei der Reha mal schlapp gefühlt habe, wurde das Training entsprechend angepasst. Durch dieses Wechselspiel habe ich wieder Freude am Fußball gefunden.

Sicherheit gab dir  auch die Vertragsverlängerungen. Bis zum Sommer 2017.

Es hat sich angedeutet. Unter Trainer Uwe Neuhaus habe ich wenig bis keine Einsatzzeiten bekommen. Der Verein wollte zudem in die 1. Liga aufsteigen. Durch meine Vorgeschichte, ich hatte zwei Jahre gar keine Spielpraxis sammeln können, war es schwer sich wieder ranzukämpfen. Die Konkurrenz war auf meiner Position mit Kapitän Marco Hartmann und Manuel Konrad überbesetzt. Für mich stand fest, ich suche mir etwas Neues – mit der Perspektive nach oben.

 

Und dann bist du in Nordhausen gelanden. Wer ist eigentlich auf wen zugegangen?

Das lief zunächst über die Berateragentur. Dann rief mich Volkan Uluç an – und es ging ganz schnell. Ich bin nach Nordhausen zum Training gefahren und war positiv überrascht. Ich muss zugeben, es war für mich zunächst ein Kulturschock, als ich das erste Mal von Dresden nach Nordhausen gefahren bin. Aber von der Mannschaft wurde ich super aufgenommen. Das hat mir sehr gut gefallen.

Für dich ging es zunächst einen Schritt zurück. Du spielst vorwiegend in der Thüringenliga. Das hattest du dir sicher etwas anders vorgestellt, als du nach Nordhausen gekommen bist?

Robin Fluß: Als ich nach Nordhausen kam, stimmten meine Werte nicht. Sie waren nicht optimal und ich nicht fit genug. Langsam habe ich mich wieder rangekämpft. Der Trainer hat zu mir gesagt, ich soll nicht aufgeben und ich bekomme meine Chance. Jetzt habe ich sie bekommen, sie kam, wenn auch spät. Ich hoffe, dass ich sie gut gemeistert habe und mehr Einsatzzeiten erhalte.

Dennoch fühlst du dich in der Zweiten sehr wohl.

Ich wurde von allen sehr gut aufgenommen. Aus der Vorbereitung kannte ich Spieler wie Nils Pfingsten-Reddig, Tino Semmer und Toni Sailer. Es macht enorm viel Spaß mit ihnen Fußball zu spielen. Es ist schon ein komisches Gefühl, mit diesen erfahrenen Spielern bei der Zweiten im Team zu stehen. Das gibt es nicht überall. (lacht) Ich finde es trotzdem bemerkenswert, wie sich ein Toni Sailer dort reinhaut, wie er in die Zweikämpfe geht und nicht nachgibt. Ich profitiere sehr von seiner Erfahrung.

Gibt es eigentlich noch die Fahrgemeinschaft mit Teamkollege Oliver Genausch?

Ja, die gibt es noch. Wenn es die Zeit erlaubt, dann fahren wir gern zurück in die alte Heimat.

Was vermisst du am meisten?

Ich war erst kürzlich wieder in Dresden gewesen. Ich war in der Stadt unterwegs und empfand es im ersten Moment wie eine Reizüberflutung, weil ich es aus Nordhausen nicht so gewohnt bin. Am meisten vermisse ich meine Familie.

Wer hat dich zum Fußball gebracht?

Das war mein Bruder. Er ist fünf Jahre älter. Zum Fußball hat er mich dann immer mitgenommen, wo ich einfach mittrainiert habe. Als es dann genug Kinder in meinem Alter gab, wurde eine Mannschaft aufgemacht. Zunächst stand ich auf dem Kleinfeld in der Abwehr. Als es immer höher ging, ich war für mein Alter schon relativ groß gewachsen, wurde ich ins Mittelfeld beordert. Das hat im ersten Spiel super geklappt, so dass ich seither dort spiele. Im Zentrum fühle ich mich am wohlsten. Obwohl ich in Dresden auch schon als Außenverteidiger eingesetzt wurde.

Wenn du in Dresden bist, wie oft findet man dich im Stadion?

In dieser Spielzeit habe ich es noch gar nicht geschafft, mir ein Spiel anzuschauen. Wenn ich in Dresden bin und sie spielen, dann nehme ich es mir schon vor auch hinzugehen. Außerdem habe ich viele Freunde dort.

Mit wem hast du noch am meisten Kontakt?

Gute Freunde sind Niklas Hauptmann, Manuel Konrad und Florian Ballas. Mit ihnen saß ich nebeneinander in der Kabine.

Was machst du eigentlich, wenn du nicht auf dem Fußballplatz stehen?

Ich unternehme viel mit meinen Teamkollegen Florian Esdorf und Oliver Genausch. Wenn wir uns treffen, dann zocken wir gerne auf der Playstation.

Wer ist der absolute Crack?

Vom Mundwerk ist es Oli. Hexe (Anmerk. Florian Esdorf) ist eher der ruhigere Spieler, aber zusammen ergänzen wir uns sehr gut.