Der Traum vom Pokalsieg
Der Traum vom Pokalsieg
Ein Blick zurück: Der FSV Wacker 90 Nordhausen erreichte zuletzt 1997 die erste Runde im DFB-Pokal. Mit dem Hamburger SV gastierte ein attraktiver Gegner im Albert-Kuntz-Sportpark. Die Überraschung blieb beim 3:1-Sieg des damaligen Bundesligisten aber aus. Zurück in die Gegenwart: Der Traum lebt weiter. Der Fußball-Regionalligist steht zum siebten Mal im Finale des Landespokals. Und hat gegen den Thüringenligisten FSV Preußen Bad Langensalza die besten Chancen, zum vierten Mal in die Hauptrunde einzuziehen. “Für uns ist es in diesem Jahr eine Riesenchance, in einem vermeintlich einfachen Endspiel, den Pokal zu gewinnen. Auf der anderen Seite stehen wir verdient in diesem Finale, wenn man sieht, wen wir bis dahin alles als Gegner hatten”, verweist Stürmer Nils Pichinot auf die teils hohen Pokalhürden.
Wir begeben uns mit dem 29-Jährigen nochmals auf die Reise: von der ersten Runde bis zum Finale.
1. Runde: SV Eintracht Camburg – FSV Wacker 90 Nordhausen 0:14
Lockerer Aufgalopp für Wacker, Pichinot pausierte. “Es ist oft so, dass man in der Offensive ein bisschen tauscht und den Spielern eine Chance gibt, die nicht immer spielen.” Dafür trafen andere wie beispielsweise Pierre Merkel, der sich torhungrig zeigte und sieben Treffer erzielte.
2. Runde: BSG Wismut Gera – FSV Wacker 90 Nordhausen 4:6 n.E.
Hammerlos in Runde zwei: Oberligist Wismut Gera. Das weckte unschöne Erinnerungen an das Vorjahr, als für Wacker im Viertelfinale das Aus kam. Pokalschreck Gera setzte sich im Elfmeterschießen durch. Sollte sich diese Geschichte wiederholen? “In dem Moment war es wie ein Déjà-vu. Für mich persönlich unschön dahingehend, dass ich damals einen Elfmeter verschossen habe. Aber dieses Mal hat es mit einem Sieg geklappt.” Wenn auch wieder mit viel Qual. Regulär nach 90 Minuten stand es 0:0, nach der Verlängerung 1:1, es folgte das Elfmeterschießen. Zum Pokalheld avancierte Innenverteidiger Felix Müller, der den letzten Strafstoß sicher zum 6:4-Erfolg verwandelte. “Die Erleichterung war riesig, weil wir relativ früh schon ein schweres Los bekommen haben.”
Achtelfinale: FSV Wacker 90 Nordhausen – FC Rot-Weiß Erfurt 5:4 n.E.
Schicksal oder Zufall? Nur drei Wochen nach dem Punktspiel gab es das Pokalspiel an gleicher Stelle. Bereits das Ligaspiel, es endete 0:0, gab einen kleinen Vorgeschmack auf das anstehende Achtelfinale. Knapp 3.000 Zuschauer sahen eine kampfbetonte Partie, in der Wacker durch Joy-Lance Mickels die Führung markierte. “Ärgerlich, dass wir die Führung nicht über die Zeit gebracht haben. Stattdessen spät das Gegentor kassierten.” In der Nachspielzeit traf Andis Shala zum 1:1. In der Verlängerung nutzte Wacker seine Chancen nicht konsequent. “Die Entscheidung musste erneut im Elfmeterschießen fallen. Wir haben uns durchgesetzt und gute Nerven gezeigt.” Allen voran Jan Glinker, der zwei Strafstöße parierte, und zu guter Letzt Felix Müller, der die Blau-Weißen in die nächste Runde schoss.
Viertelfinale: FC Einheit Rudolstadt – FSV Wacker 90 Nordhausen 0:3
Zittern musste diesmal niemand. “Es war ein recht solides Spiel, in dem wir in der ersten Hälfte überraschend wenig Gegenwehr erfahren haben.” Insbesondere bei ruhenden Bällen sorgte Wacker für Gefahr. Zwei Freistöße, zwei Treffer: Felix Müller und Joy-Lance Mickels mit reichlich Präzision. “In der zweiten Hälfte bekamen wir körperliche Gegenwehr, in einer Phase, wo die Partie eigentlich schon entschieden war.”
Halbfinale: FSV Wacker 90 Nordhausen – FC Carl Zeiss Jena 2:0
So komisch es vielleicht klingen mag: “Jena war unser Wunschlos. Es war genau richtig. Was bringt uns ein Halbfinale gegen einen “leichten” Gegner, wenn du dann im Finale auf einem fremden Platz ein schweres Spiel hast. So hatten wir gegen Jena ein Heimspiel und unsere Fans hinter uns. Wir hatten mehr Vorteile.” Der „12. Mann“ stand bedingungslos hinter der Mannschaft und sorgte für eine Gänsehaut-Atmosphäre. “Man hat schon gemerkt, dass es für die Fans etwas anderes war als ein normales Regionalligaspiel.” Clever und verdient siegte Wacker durch Treffer von Carsten Kammlott und Joy-Lance Mickels. “Das war ein großer Moment für den Verein.” Ein noch größerer soll am Samstag folgen, wenn sich eine lange Durststrecke dem Ende zuneigen könnte.
Finale: FSV Preußen Bad Langensalza – FSV Wacker 90 Nordhausen
25. Mai; 16.15 Uhr; Steigerwaldstadion Erfurt
Die Pokalreise endet in Erfurt. Wie zuletzt 2017, als sich Wacker dem damaligen Drittligisten Erfurt knapp mit 0:1 geschlagen geben musste. Dieses Spiel ist Vergangenheit, der kommende Gegner kein Unbekannter. In Test- und Pokalspielen traf man schon aufeinander. “Man kennt sich. Der Gegner hat gute Jungs in seinen Reihen, hatte aber zuletzt in der Liga auch ein bisschen zu kämpfen. Es wird ein Finale, wo es auf uns ankommt. Wir wissen um die Wichtigkeit.” Pichinot hofft wie das Team auf rege Unterstützung der Fans, die vor zwei Jahren für eine “blaue Wand” im Block sorgten. “Wir waren positiv überrascht, wie voll und blau der Block war.” Fortsetzung folgt mit einem Aufruf an die Fans: “Kommt mit nach Erfurt, unterstützt uns. Denkt nicht, dass es ein Selbstläufer wird. Wir brauchen Euch – auch in solch einem Spiel.”
Wie es sich anfühlt, den Landespokal in die Höhe zu stemmen, Nils Pichinot weiß es. Mit dem FC Carl Zeiss Jena gewann er 2012 das Finale gegen den ZFC Meuselwitz. “Zugleich war es auch ein komisches Gefühl, weil wir wussten, wir sind aus der dritten Liga abgestiegen. Wir hatten noch ein klein wenig gehofft, dass eine Mannschaft die Lizenz nicht bekommt. So war es eher ein Gefühl des Abschieds bei vielen Spielern, die den Verein zum Ende der Saison verlassen sollten. Es gab mit dem Pokal aber noch einen Schlusspunkt, den wir haben wollten.” Das gelang mit einem 2:0-Erfolg. Pichinot wechselte anschließend zum Halleschen FC, kam dort zur Ehre in der ersten Runde des DFB-Pokals zu spielen.
Jetzt ist natürlich am Samstag die Chance groß, den Landespokal mit Wacker zu holen – und mit diesem Verein auch die erste DFB-Runde in Angriff zu nehmen. “Eigentlich will man sich dieses Spiel nicht entgehen lassen.” Da gibt es nur ein Problem: Pichinots Vertrag läuft zum Saisonende aus. “Wir führen dahingehend gute Gespräche.” Vielleicht beschleunigt ein Pokalsieg die Gespräche in eine weitere positive und sportliche Zusammenarbeit.
Anmeldungen für die Fanbusse nach Erfurt werden noch in der Geschäftsstelle des FSV Wacker 90 entgegengenommen.
Sandra Arm