Vragel da Silva im Interview

“Das wird für uns ganz schwer”

 

“Möglichst einen Punkt mitnehmen”

Der Brasilianer Vragel da Silva war ein legendärer Verteidiger beim FC Energie Cottbus und wird dort bis heute als Identifikationsfigur verehrt. Seit dem Sommer 2015 trainiert der 43-jährige sehr erfolgreich den Dorfclub FC Oberlausitz in Neugersdorf.

 

Der FCO hat nach einem reichlichen Drittel der Saison 16 Punkte in der Liga geholt und ordnet sich im Mittelfeld der Tabelle ein. Sind Sie mit dem Saisonverlauf bisher zufrieden?

Nein, eigentlich nicht. Wir haben einige Punkte unnötig liegen gelassen. Gegen Halberstadt und Auerbach bspw. war mehr drin und wir müssten eigentlich jetzt 20 Punkte haben.

Was hält den lebenslustigen Brasilianer da Silva in der eher beschaulichen Lausitz? Könnten Sie nicht auch anderswo unter südlicher Sonne ein Team trainieren?

Meine Frau ist Deutsche und ich lebe sehr gerne hier. Inzwischen bin ich schon so lange in Europa wie ich vorher in Brasilien gelebt habe. Außer meiner Familie habe ich dort wenig Kontakte und kenne im Fußball keinen mehr. Für meine Kinder ist Deutschland der ideale Ort aufzuwachsen.

Beim FCO gab es vor Saisonbeginn einen großen personellen Umbruch. Wie schwierig ist es, erfahrene und gute Spieler für ein Engagement in Neugersdorf zu gewinnen?

Es ist sehr schwer. Wir sind immer glücklich, dass wir die tschechischen Jungs noch haben. Deutsche Spieler sind kaum zu überreden und uns fehlt das nötige Kleingeld dafür. Die wollen alle lieber in größere Städte. Aber wir haben junge, hungrige Spieler aus dem Nachwuchs von Dynamo Dresden oder Energie Cottbus, die hier Spielpraxis bekommen und sich entwickeln.

Ihr Ex-Klub Energie Cottbus marschiert unaufhaltsam Richtung Staffelsieg. Sind die noch aufzuhalten? Und wem würden Sie das am ehesten zutrauen?

Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass die in dieser Spielzeit aufzuhalten sind und es gibt wohl auch keinen Verein, der ihnen gefährlich werden könnte. Es wird nicht passieren, dass Cottbus mit seiner spielerischen Klasse 3-4 Spiele hintereinander verliert. Interessant ist aber, dass danach in dieser Liga jeder jeden schlagen kann. Es wäre spannend zu erfahren, wenn Cottbus aufstiege und kein Dritligist runterkäme, was dann in der nächsten Saison passiert.

Glauben Sie, dass keiner der mitteldeutschen Vereine absteigen wird?

Ich denke, dass es einen Verein bestimmt erwischt. Aber welchen, kann ich nicht sagen.

In der letzten Spielzeit erreichten der FCO Platz 8 in der Abschlusstabelle. Welche Platzierung streben Sie in diesem Jahr mit Ihrer Elf an?

Ei mittlerer einstelliger Tabellenplatz ist schon unser Ziel. Natürlich wünsche ich mir, so weit wie möglich oben zu landen, das wäre fürs Ego gut. Es ist aber nicht realistisch 2. oder 3. zu werden.

Die letzten beiden Partien unter Flutlicht hier gingen für Ihre Mannschaft verloren. Ein schlechtes Omen?

Nee, finde ich gar nicht. Wir haben hier jedesmal gut gespielt und nur denkbar knapp verloren. Letztes Jahr erst in der letzten Minute. Ich glaube, wir mache hier wieder ein gutes Spiel. Und wir freuen uns darauf, weil Nordhausen eine sehr gute, spielende Mannschaft ist.

Gegen Wacker ist Neugersdorf noch kein Sieg gelungen. Wie wollen Sie das heute hier ändern?

Es wird ganz schwer. Ich habe Wacker schon gesehen diese Saison. Das ist eine äußerst disziplinierte Truppe. Für mich ein Top-Favorit der Liga. Wir wollen hier ein gutes Spiel machen und möglichst einen Punkt mit nach Hause nehmen.