Vereinsboss im Krisenmodus
Drei Wochen lang ist er erst im Amt als Präsident von Wacker Nordhausen. Drei Wochen, die durch die Dramaturgie der Ereignisse an Intensität kaum zu überbieten waren und die kräftezehrend an die Substanz gingen. „Ich habe bereits vier Kilo an Gewicht verloren“ erzählt der einstige Torjäger Torsten Klaus, der zuletzt als Trainer unserer U23 in der Oberliga tätig war und nun die Geschicke unseres Vereins leitet.
Durch die ständig wechselnde Tagesaktualität, in der zusätzlich zur Insolvenz der Wacker Nordhausen Spielbetriebs GmbH auch die Zahlungsunfähigkeit des Muttervereins angezeigt wurde, muss sich Torsten Klaus als neu gewählter starker Mann von Wacker Nordhausen vorrangig als Krisenmanager beweisen, der zum Wohle des Vereins mitunter ein tägliches Arbeitspensum von 20 Stunden absolviert!
Auch der Spielbetrieb im Männer- und Nachwuchsbereich muss unter schwierigsten Voraussetzungen geplant und koordiniert werden. Unsere Männermannschaft wurde durch den NOFV für die kommende Saison der Oberliga Süd zugeteilt. Die Wahrnehmung des Spielrechts in der 5. Liga bleibt das erklärte Ziel des Präsidiums. Ob sich dieses tatsächlich erreichen lässt, kann allerdings erst in den kommenden Wochen abschließend geklärt werden. Auch im Nachwuchsbereich genießen ambitionierte Ziele, wie z.B. der Aufstieg der U19 in die A-Junioren Regionalliga, höchste Priorität!
Wacker-Präsident Torsten Klaus, für den das Smartphone jetzt eines der wichtigsten Kommunikationsmittel ist, äußert sich im Gespräch mit Michael Liedke zum aktuellen Stand der Dinge:
„Zusammen mit dem Vorstand arbeite ich akribisch daran, neue, tragfähige Strukturen für einen Neustart des Vereins zu schaffen. Es sind intensive Gespräche mit Sponsoren, der Wirtschaft, der Politik und Funktionären notwendig, um den eingeschlagenen Weg für Wacker Nordhausen positiv zu gestalten. Es steht außer Zweifel, dass das Vertrauensverhältnis in der öffentlichen Wahrnehmung zum Verein, nicht zuletzt durch die Insolvenz der Spielbetriebs GmbH und deren Gründe, arg gelitten hat. Hier wurde einiges an Porzellan zerschlagen und Vertrauen in Mitleidenschaft gezogen, dass nun erst mühevoll wieder zurückgewonnen werden muss“ erklärt der Wacker-Boss im persönlichen Gespräch.
Klaus weiter: „Nach erster Einsicht von Unterlagen auf der Geschäftsstelle mussten wir feststellen, dass der Verein zahlungsunfähig ist und die Verstrickungen zwischen GmbH und e.V. nur sehr schwer nachzuvollziehen sind. Weiterhin fehlen schriftliche Zusagen, dass gewisse Ansprüche durch Personen nicht geltend gemacht werden. Dadurch blieb die Anzeige der Insolvenz unausweichlich, um den Fortbestand des Vereins und einen Neuanfang nicht zu gefährden.“
Torsten Klaus hat bereits erste, gute Gespräche mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter, Herrn Dr. Thomas Dithmar, von der Anwaltskanzlei Schultze & Braun aus Erfurt hinter sich gebracht und berichtet davon, dass „zusammen an konstruktiven und umsetzbaren Lösungen gearbeitet wird.“ Dieses kann jedoch mehrere Wochen in Anspruch nehmen, da „wir ein neues Konzept erarbeiten, wonach auch der Nachwuchs in seinen jeweiligen Ligen verbleiben soll und um es zu ermöglichen, unsere U19 in die A-Junioren Regionalliga aufsteigen zu lassen“ führt ein sichtlich angespannter Wacker-Präsident weiter aus.
Gestern Abend nun fand auf der Geschäftsstelle ein Treffen zwischen dem neuen Vorstand, Teilen des alten Präsidiums und des Ehrenrats sowie Rechtsanwalt Dr. Dithmar statt. Hier wurden erste wichtige Punkte besprochen und Lösungsansätze diskutiert. „Wir sind mit dem Gefühl auseinandergegangen, dass es funktionieren kann. Das es jedoch nur funktionieren wird, wenn jetzt alle zusammen und zum Wohle des Vereins an einem Strang ziehen!“
Das Präsidium wird zudem seine Gespräche mit Spielern und möglichen Trainerkandidaten fortsetzen. „Wir bauen auf junge, dynamische und willige Spieler, die wir zusammen mit erfahrenen Spielern aus der Region zu einer homogenen Mannschaft formen wollen. Eines aber muss jedem klar sein: Bei Wacker Nordhausen wird es zukünftig nur noch leistungsbezogenen Fußball geben“ legt der Wacker-Präsident abschließend dar, dem während der 60-minütigen Unterredung der mehrfache Griff zum Telefon nicht erspart blieb.