Flutlicht

< Vorheriger Artikel

22.04.2015

Wacker I

Flutlicht

Am Sonntag spielte Wacker in der selbsternannten “Lichtstadt” 1:1 und bugsierte sich damit zunächst zur “zweiten Macht” in Thüringen; denn Nordhausen hat nach Punkten Jena überflügelt. Zur Situation um das AKS-Flutlicht überließ uns die nnz folgende gestern veröffentlichte Nachricht.


 

nnz-Betrachtung: Macht das Licht aus!

Dienstag, 21. April 2015, 20:12 Uhr

Groß waren die Hoffnungen, dass es für den Albert-Kuntz-Sportpark eine Flutlichtanlage geben könnte. Alle schienen an einem Strang zu ziehen: Der Verband, der Verein und die Stadt. Doch letztere ist wohl dafür zuständig, dass das Licht ausgeschaltet wird, ehe eine Anlage installiert ist…
Heute tagte im Nordhäuser Rathaus die Arbeitsgruppe zum Albert-Kuntz-Sportpark. Wer da konkrete Ergebnisse erwartet hatte, der kennt sich im Nordhäuser Rathaus überhaupt nicht aus.

“Die Umsetzung der Auflagen zum Verbleib in der Regionalliga standen im Mittelpunkt der Beratung”, ließ der Pressesprecher der Verwaltung verlauten. Man wolle eine gemeinsame Lösung mit dem Land suchen, damit Wellenbrecher im Gästeblock und Flutlicht angeschafft werden können. Auch wolle man einen Antrag auf Fördermittel beim Land stellen und einen Baubeginn vor der Ausreichung der Fördermittel beantragen.
Soweit das Ergebnis der Arbeitsgruppentagung. Aufmerksame Leser stellen sich die Frage, ob es sich um eine alte oder eine uralte Pressemitteilung handele. Nein, Sie werden es nicht glauben, die ist mal gerade ein paar Stunden jung. Was also hat sich bislang getan? Nichts. es ist dieses Nichts, das alle Beteiligten außerhalb der Rathausmauern zur Verzweiflung treibt.
Es sind immer und immer wieder die gleichen Plattitüden und Beschwichtigungen. Und es ist das Empören über das Vorprellen des Wacker-Präsidiums, die Vorfinanzierung der Flutlichtanlage selbst zu übernehmen, also in Vorleistung zu gehen. Und dabei echauffiert man sich, dass sich Wacker-Präsident Nico Kleofas erdreistet, die Firma für den Aufbau der Anlage selbst auszusuchen. Das würde vielleicht einige Stunden und einige Telefonate dauern. In der entscheidungsfreudigen Stadt eine Aufgabe von Wochen, wenn nicht sogar Monaten. Im Klartext: Das Präsidium von Wacker Nordhausen schafft 200.000 Euro an zusätzlichen Sponsorengeldern heran, geht in Vorleistung, um am 1. Juli die Flutlichtanlage zu haben.
Sicher, man soll auch die Position der Stadtverwaltung und des Stadtrates verstehen. Zumindest dann, wenn da mal ehrliche Ansagen kommen würden. Zum Beispiel wie einst – Anfang dieses Jahrtausends von Frau Rinke – “wir sind pleite!” Denn finanzieren kann dieses städtische Gemeinwesen nichts mehr, nur noch genüsslich verwalten. Und dabei ist es egal, ob es einen Haushalt gibt oder nicht. Nicht nur Wacker wird dabei den Bach runtergehen. Auch Straßen werden gesperrt, noch mehr Brücken für baufällig erklärt.
Doch es gibt da im Nordhäuser Stadtrat auch Kämpfer für die Kultur. Zum Beispiel die Mitglieder des Kulturausschusses, die sich “trotz der Verpflichtung zur Konsolidierung, sowohl eine Absicherung der Jugendkunstschule, der kulturellen Aktivitäten in den Ortsteilen, als auch eine Basisunterstützung für weitere kulturelle Aktivitäten” einstimmig wünschen.
Ja, da klopft das Herz der Hochkultur, mal den Jazzclub mit eingeschlossen, denn immerhin ist Hans-Georg Müller ja der Ausschussvorsitzende und Hannelore Haase glücklicherweise die zuständige Dezernentin. Das wird dann schon funktionieren und aus der Null hinter Zuschuss für Jugendkunstschule wird dann mindestens eine fünfstellige Zahl vermutet.
So einfach ist das im politischen Leben, wenn der entsprechende Verein eine Lobby hat, dann muss zum Beispiel seit Jahren für die Domstraße nicht einmal Miete gezahlt werden.
Und genau solch eine Lobby fehlt dem Fußball in Nordhausen. Kein Wunder, denn Hochkultur wird im Albert-Kuntz-Sportpark nicht gegeben, das ist eher Vergnügen für das gemeine Volk. Geht doch auch in der Thüringen-Liga – ohne Flutlicht.
Vielleicht wird es an der Zeit, dass die Verwalter dieses Gemeinwesens endlich Klartext reden. Endlich sagen, was wir uns noch leisten oder gönnen können und was nicht. Gespannt bin ich nur, wie Rathaus und Stadtverwaltung aus dem anstehenden Sanierungsdrama um das Theater herauskommen? Das müsste grundlegend für einen zweistelligen Millionenbetrag saniert werden. Aber vielleicht werden dafür nur noch drei bis vier Straßen in Nordhausen befahrbar sein und über Brücken werden Seilzüge angebracht.
Für den hochklassigen Fußball, der in den vergangenen Jahren Nordhausen über die Kreisgrenzen hinaus bekannt gemacht hat wie keine andere Sportart, für den gibt es nur eine Chance: Sponsoren und jede Menge privates Geld. Warum auch soll das mit der Gemeinsamkeit in Nordhausen funktionieren, was in Bautzen, Meuselwitz oder in Kleinkleckersdorf funktioniert?
Ganz einfach, weil dort die Politik klare Ansagen macht, Prioritäten setzt. In Nordhausen haben dafür die Lobbyisten das Sagen – im Rathaus und im Stadtrat. In beiden Gremien hatte der Fußball nie wirklich eine Lobby.
Peter-Stefan Greiner

Die Kommentare zum Artikel lesen Sie bitte in der nnz-Ausgabe (siehe oben).

09.09.2009. Foto vom Nicht-Flutlicht-Pokalhit gegen den FC Rot-Weiß Erfurt.