Interview mit unserem Rechtsverteidiger

“Wir müssen unser Spiel über 90 Minuten durchziehen”

“Wir müssen unser Spiel über 90 Minuten durchziehen”

Fußball oder Ringen? Vor dieser Entscheidung stand Vladimir Kovac mit 18 Jahren. Er entschied sich für Fußball, kam vor sechs Jahren nach Deutschland und steht seit zehn Monaten beim Fußball-Regionalligisten FSV Wacker 90 Nordhausen unter Vertrag. Bei den Blau-Weißen hat sich der 27-jährige Außenverteidiger einen Stammplatz erarbeitet. Sandra Arm sprach mit ihm über Heimat, fehlende Sicherheit im Angriff und Vaterfreuden.

 

Herr Kovac, Sie sind gebürtiger Slowake. Was bedeutet Heimat für Sie?

Vladimir Kovac: Das ist für mich heute schwer zu beantworten. Das Wort Heimat fehlt derzeit in meinem Leben, weil ich fast alle zwei Jahre woanders spiele. Ich habe jetzt meine eigene Familie. Überall, wo wir durch den Fußball hinkommen, müssen wir es uns so heimatlich wie möglich machen. Für mich ist Heimat der Ort, an dem ich geboren bin. Das ist die Slowakei.

Was waren die Gründe, weshalb Sie Ihre Heimat verlassen haben?

Vladimir Kovac: Ich habe in der Slowakei erste und zweite Liga gespielt. Mit der Zeit habe ich gemerkt, es läuft nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Meine Ambitionen waren höher. Ich wollte immer Fußball spielen. Ich wollte den nächsten Schritt gehen und mir schwebte Deutschland vor. Dort läuft viel über Kontakte und Berater. Auf eigene Faust bin ich nach Deutschland gekommen, weil der Fußballmarkt einfach größer ist als bei uns.

Sie hatten ein klares Ziel.

Vladimir Kovac: Als ich für die Slowakei in der U19 Nationalmannschaft gespielt habe, wurden wir nach unseren Zielen gefragt. Ich habe geschrieben, dass ich mal in der Bundesliga spielen möchte. Deswegen bin ich nach Deutschland gegangen, weil mir die Art und Weise, wie hier Fußball gespielt wird, sehr gefällt.

Auf eigene Faust! Wo hat es Sie zuerst hinverschlagen?

Vladimir Kovac: Ich habe zuerst in der fünften Liga (Wolfratshausen/Bayernliga) gespielt, weil ich kein Engagement gefunden habe. Nach einem Jahr bin ich zu 1860 München gekommen, wo ich bei den Amateuren und Profis zum Einsatz kam. Durch Trainerwechsel und einem Wechsel in der Vereinsführung habe ich ein neues Engagement in Wiesbaden gefunden. In der Winterpause kam der Wechsel nach Nordhausen.

Sie hätten fast Ihr großes Ziel erreicht. Bei 1860 München haben Sie in der 2. Liga gespielt.

Vladimir Kovac: Das ist richtig. Aber es hat nicht gereicht. Manchmal muss man Glück haben. Zu 1860 kam ich als 22-jähriger. Ich bekam aber keinen Profivertrag, weil Sie Ablöse für mich hätten bezahlen müssen. So waren es nur zwei Ligaspiele. Ich habe mich dann noch verletzt, aber es war trotzdem ein super Erlebnis.

Wie haben Sie ihr Zweitliga-Debüt erlebt?

Vladimir Kovac: Mein Debüt war in Karlsruhe, für uns ging es um alles. Meine Mannschaft hat gegen den Abstieg gespielt. Ich war schon ein bisschen aufgeregt, es war nicht einfach. Es war für mich ein geiles Erlebnis in diesem Stadion vor einer tollen Kulisse zu spielen. Ich habe die Atmosphäre richtig aufgesogen, die Zuschauer gehört, wie sie uns pushen.

Was waren die Gründe für den Wechsel nach Nordhausen?

Vladimir Kovac: Ich habe überlegt, ob ich in Wiesbaden bleibe oder nicht. Es hat dann doch nicht so gut ausgeschaut, wie ich dachte. Ich wollte eigentlich noch abwarten, habe mir dann aber gesagt, wenn ich jetzt noch ein halbes Jahr warte und vereinslos bin, dann komme ich auch nicht weiter. So gehe ich lieber einen Schritt zurück, um zu spielen, als irgendwo wieder zu warten.

Ihr Wechsel wurde im Trainingslager in der Türkei besiegelt.

Vladimir Kovac: Ja, ich habe einmal in Nordhausen trainiert und bin mit der Mannschaft ins Trainingslager in die Türkei geflogen. Dort gab es Gespräche mit dem Trainer, wir haben uns geeinigt und den Vertrag unterschrieben. Bis jetzt läuft es eigentlich recht gut für mich

Wie schätzen Sie ihre aktuelle Situation ein?

Vladimir Kovac: Ich fühle mich wohl, mit der Mannschaft klappt es auch ganz gut und ich kann auf meiner bevorzugten Position als rechter Verteidiger spielen. Ich bin zur Zeit zufrieden!

Nach zwölf Spieltagen stehen erst sieben Gegentreffer in der Bilanz. Das sieht sich doch gut an.

Vladimir Kovac: Die sieben Gegentreffer haben nicht nur die vier, fünf Männer, die hinten stehen erarbeitet, das haben wir gemeinsam als Team geschafft. Das ist ganz gut, aber wie man sieht, reicht es nicht für den ersten Platz. Da müssen wir vorn noch ein bisschen nachlegen, um weiterzukommen.

Was fehlt der Mannschaft in der Offensive?

Vladimir Kovac: Es liegt an der Lockerheit. Uns fehlt die Sicherheit und der letzte Torschuss, der letzte Pass zum Tor – und dann wäre alles ein bisschen einfacher.

In Chemnitz hat Wacker die erste Saisonniederlage kassiert. Wie gehen Sie persönlich mit Niederlagen um?

Vladimir Kovac: Wie sagt man so schön, nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Damit müssen wir klarkommen, dass wir das erste Spiel verloren haben – und trotzdem defensiv wie offensiv weiterarbeiten. Die erste Halbzeit war richtig gut, darauf gilt es aufzubauen. Wir müssen lernen, unser Spiel von Anfang bis Ende durchzuziehen.

Chemnitz marschiert, ist souveräner Spitzenreiter. Diese Mannschaft von diesem Platz zu verdrängen, ist aktuell utopisch, oder?

Vladimir Kovac: Utopisch vielleicht nicht. Chemnitz hat jetzt einfach einen Lauf, aber es ist nicht einfach, diesen Lauf über die gesamte Saison beizubehalten. Ich denke, sie bekommen noch Ihre Schwierigkeiten – und dann müssen wir dran sein und uns ranarbeiten.

Wie gelingt es das Selbstvertrauen zurückzuholen?                     

Vladimir Kovac: So wie wir die erste Halbzeit in Chemnitz gespielt haben. Daran müssen wir weiterarbeiten, uns positionieren wie in der ersten Halbzeit und den Ball einfach laufen lassen.

Wo sehen Sie Ihre Stärken, wo Ihre Schwächen?

Vladimir Kovac: Als ehemaliger Ringer sehe ich für mich leichte Vorteile in den Zweikämpfen. Bei Flanken muss ich mich mehr konzentrieren.

Haben Sie Ringen parallel zum Fußball ausgeübt?

Vladimir Kovac: Ja, weil mein Papa auch Ringer war. Ich habe immer mit ihm trainiert. Das hat sich ausgezahlt. Ich finde es positiv, dass ich es parallel zum Fußball gemacht habe.

Sie haben sich für den Fußball entschieden. Warum?

Vladimir Kovac: Ich stand mit 18 Jahren vor der Entscheidung: Ringen oder Fußball? Aus privaten Gesprächen mit einem Trainer, der wusste wie es in der Fußballliga läuft und was man sowohl im Fußball als auch beim Ringen verdienen kann, habe Eins-und-Eins zusammengerechnet und mich für den Fußball entschieden. (lacht). Ausschlaggebend war nicht nur das Geld. Ich habe auch eine Familie und muss für sie sorgen.

Sie haben zwei Kinder.

Vladimir Kovac: Ja, und das dritte ist unterwegs. Mein Ältester, ein Junge, ist vier, das Mädchen zwei Jahre. Der Geburtstermin für das dritte Kind ist der 25. Oktober. Es wird ein Mädchen.

Neben Familie und Fußball bleibt noch Zeit für Hobbys?

Vladimir Kovac: Bei zwei kleinen Kindern ist das schwierig. Ich freue mich, wenn ich nach dem Training nach Hause komme und die Zeit mit meinen Kindern genießen kann. Das ist für mich eine schöne Ablenkung. Mit den Kindern bin ich viel unterwegs. Bei dem schönen Herbstwetter ist es einfach toll, wenn wir in der Natur spazieren gehen. Dann sammeln wir Kastanien oder werfen Steine ins Wasser. Der Papa macht dann auch mit (lacht)

Am kommenden Sonntag kommt das nächste Spitzenteam mit dem Berliner AK in den AKS.

Vladimir Kovac: Das Programm der nächsten zwei, drei Wochen ist richtig schwer, aber wir müssen von Spiel zu Spiel schauen. An den gut funktionierenden Sachen gilt es im Training weiter dran zu arbeiten. Ebenso wie an den, wo es noch hakt. Es ist egal gegen wen wir spielen, wir müssen auf uns schauen. Mit dem Kader und der Qualität, die wir besitzen, müssen wir es einfach schaffen.