“Ein Derby auf Augenhöhe”
Martin Hauswald: “Ein Derby auf Augenhöhe”
Wackers Co-Trainer zum Sonntagsspiel
Spieler, Spielertrainer, Trainer, Co-Trainer: Beim Fußball-Regionalligisten FSV Wacker 90 Nordhausen hat Martin Hauswald so ziemlich alle Stationen durchlaufen. Gegenwärtig ist der 36-Jährige die rechte Hand von Trainer Volkan Uluc. Vor dem Knallerderby gegen den Drittliga-Absteiger Rot-Weiß Erfurt sprach Sandra Arm mit ihm über das bristante Duell, seine rot-weiße Vergangenheit und seine Tätigkeit als Co-Trainer.
Was fällt dir spontan ein, wenn Sie an das Thüringenderby zwischen Nordhausen und Erfurt denken?
Wir freuen uns alle auf dieses Spiel. Wir hatten Erfurt mal im Pokal in Nordhausen, wo ich selbst noch mitgespielt habe. Es ist verdammt lange her (1998), dass es zuletzt das Derby in der Liga zwischen diesen beiden Vereinen gab. Und deshalb ist das Spiel schon etwas besonderes.
Siehst du die Begegnung vielleicht als kleine Revanche für das verlorene Pokalfinale?
Nein, weil wir Erfurt nun in der Liga begegnen. Von daher kann man von einer Revanche nicht sprechen.
Die dem Team Mitte Oktober im Landespokal-Achtelfinale bevorsteht.
Stimmt, aber jetzt konzentrieren wir uns erstmal auf das Punktspiel.
Wie fiel deine erste Reaktion aus, als du von der Pokalauslosung erfahren hast?
Wir hatten mit Gera schon einen unangenehmen Gegner, ein sehr schweres Los. Mit Erfurt ist es nicht leichter geworden. Wenn wir den Pokal holen wollen, dann musst du diese Gegner auch schlagen. Es ist toll, und ich freue mich, dass es noch dazu ein Heimspiel ist. Für die Fans und den Verein ist das wiederum ein Highlight-Spiel, das wir letzlich positiv gestalten wollen.
Zurück zum Punktspiel: Ist dieses am Sonntag ein Spiel wie jedes andere auch?
Nein, es ist schon ein besonderes Spiel. Klar unter dem Strich ist es nur ein Punktspiel, aber darüberhinaus wird auch im AKS eine besondere Atmosphäre und Stimmung herrschen. Es ist ein Derby, wo sich zwei Mannschaften auf Augenhöhe begegnen und Kleinigkeiten den Ausschlag geben.
Aufgrund der Besonderheit, stellt man die Mannschaft anders darauf ein?
Ob es die Trainingseinheiten, die Auswertung oder die Besprechung zum Gegner ist: vom Ablauf bleibt es ähnlich. Natürlich merken die Spieler, dass es vom Drumherum wie die Berichterstattung in der Zeitung und von den gestiegenen Interviewanfragen ein wenig mehr ist.
Die Vorfreude auf das Thüringenderby ist da?
Wir haben am Mittwoch mit der Vorbereitung auf das Spiel begonnen. Montag gab es noch eine Auswertung vom Auswärtsspiel beim BFC, Dienstag gab es trainingsfrei und am Mittwoch stand die erste Einheit für die Spieler an. Und in den nächsten Tagen wird das mehr und mehr aufgebaut.
Was spricht für uns als Heimmannschaft?
Wir wollen eine gute Leistung bringen. Jedes Spiel zu Hause zu gewinnen, ist schon toll. Aber im Derby zu gewinnen, das wird ein ganz besonderes Erlebnis. Erfurt wird es genauso machen, sie werden uns nichts schenken. Deswegen geht es für uns an diesem Tag darum, 100 Prozent zu bringen, ans Maximum zu kommen und dann bin ich guter Dinge, dass wir als Sieger den Platz verlassen werden.
Was bedeutet das Thüringenderby auch in Bezug für den Verlauf der Saison?
Es ist ein Highlight-Spiel, aus dem man schon mit einer gewissen Euphorie rausgeht, wenn man es zieht. Für diesen Moment gilt es alles zu unternehmen.
Erfurts Coach Thomas Brdaric wurde in dieser Saison schon im AKS gesichtet. Warst du schon in Erfurt, um zu spionieren?
Ja, aber nicht nur in Erfurt. Wir schauen uns jeden Gegner an. Und das nicht nur ein Mal. Wir haben mit Denis Huckestein (Spiel-Viedeoanalyse) einen sehr guten Mann, der die Spiele analysiert.
Erfurt hat am letzten Spieltag offensiv gezeigt, was in der Mannschaft steckt. Für Wacker stehen nach acht Spielen zwölf Tore in der Statistik. Bereitet die Offensive Probleme?
Als Problem würde ich das nicht bezeichnen. Es gibt immer Sachen, an denen wir arbeiten müssen. Bei uns ist es sicherlich das Offensivspiel, dass wir dort unsere Möglichkeiten effktiver nutzen. Daran arbeiten wir jede Woche, dass wir die Spieler “picksen” müssen, um dann in diesen Situationen etwas konzentrierter und effizienter zu agieren.
Mit Erfurt wird sicherlich eine Mannschaft kommen, die nicht nur hinten drinsteht. Was erwartest du für ein Spiel?
Das gibt das Derby ganz einfach vor, dass es ein körperbetontes Spiel und von den Emotionen im Spiel leben wird. Er werden sicherlich viele Kleinigkeiten entscheiden. Daher muss man in jeder Sekunde hellwach sein und sich nicht den Schneid abkaufen lassen.
Hast du noch Kontakt zu Rot-Weiß Erfurt?
Ich habe noch einen Draht zum Verein. Allerdings hat sich spielertechnisch zur neuen Saison sehr viel verändert. Ich kenne Petar Lela, Pierre Becken (ehemalige Wackerspieler) und noch einige andere Spieler aus der Regionalliga, die nach Erfurt gewechselt sind. Aus meiner Zeit bei Erfurt (2007 bis 2011) kenne ich kaum noch Spieler, aber einige Offizielle, die ich sehr schätze.
Du warst vier Spielzeiten für Erfurt aktiv. Zu wie viel Prozent schlägt das Herz noch Rot-Weiß oder ist es gänzlich erloschen?
Nein, erloschen nicht. Ich verfolge das Geschehen weiterhin. Ich hatte in Erfurt eine ganz tolle Zeit und mit vier Jahren dort die längste aktive Zeit. Ich kenne noch ein paar Leute aus dem Verein, mitlerweile sind einige zu Freunden geworden.
Du hast im Sommer 2015 deine Laufbahn als aktiver Fußballer beendet. Der Übergang zum Trainer verlief nahtlos. Hat sich das zu diesem Zeitpunkt schon abgezeichnet?
Das hat sich zu dem Zeitpunkt so konkret noch nicht abgezeichnet. Ich habe parallel meine Trainerausbildung vorangetrieben, die B-Jugend von Wacker betreut und dann kam eins zum anderen. Ich bin dem Verein und speziell dem Präsidenten sehr dankbar, dass der Übergang vom Spieler zum Trainer so nathlos geklappt und es sich so toll entwickelt hat.
Wie leicht oder wie schwer ist dir damals der Schritt gefallen?
Die Vernunft hat da ganz einfach gesiegt. Mit Sicherheit hätte ich noch ein, zwei Jahre Fußall spielen können und wollte es innerlich auch, aber mit Blick auf die Zukunft ist es nun die Trainergeschichte, die mich sehr erfüllt und Spaß macht.
Wie kann man sich deine Arbeit als Co-Trainer vorstellen?
Im Endeffekt sind wir ein großes Team: Volkan als Cheftrainer, Pipi (Tomislav Pipilica) als Torwarttrainer und ich als Co-Trainer. Dazu haben wir Denis als Analysisten und Micha (Michael Ernst), der sich um die Mannschaft kümmert. Jeder hat seinen Aufgabenbereich. Meine Aufgabe ist es am Spieltag, dass ich die Jungs körperlich dahinbekomme, dass sie zum Anpfiff zu 100 Prozent da sind. Ich achte zusätzlich auf die Standardsituationen, wo ist wer von den Spielern eingeteilt.
Als A-Lizenz-Inhaber schwebt dir der Fußballlehrer vor?
Er ist irgendwann angedacht. Ich muss noch bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Es ist auch nicht so leicht, dass man dort angenommen wird. In jedem Jahr werden nur 24 Leute genommen.
Was sind das für Voraussetzungen?
Ich muss noch ein Jahr Praxis als Trainer beziehungsweise Co-Trainer in einer höheren Liga vorweisen. Das untergliedert sich nochmal in unterschiedliche Kategorien wie der A-Jugend-Bundesliga oder auch 3. Liga.
Der angestrebte Aufstieg in die 3. Liga wäre da eine schöne Motivation.
Für alle wäre der Aufstieg in die 3. Liga ein schönes Ziel. Für mich persönlich wäre das natürlich eine wichtige Geschichte, um dann irgendwann den nächsten Schritt zu gehen. Ich möchte auf jeden Fall erstmal die Voraussetzungen erfüllen, um diesen letzten Schritt zu gehen.